Marienstraße 19 / 21



Rähnisstraße 40, PLauen

Baujahr: ab 1865  |  Bauherr: Margarethe Katarine Taubert, Gemüsehändlerin, Franz August und

Mamme Hinrich Mammen  |  Entwurf: Baum. Herrmann Baumgärtel, Maurerm. Gustav Richter

Rähnisstraße 40, Fassadendetail

Zeichnung aus der Bauakte, um 1903

Rähnisstraße 40, Freimaurersymbole

Initialen Paul Trögers über dem Eingang

Rähnisstraße 40, Eingangstür

Das Gebäude in der Zeit um 1991



Biegt man von der Neundorfer Straße in die Marienstraße ein, erblickt man rechtsseitig sofort einen mehrgeschossigen Fabrikbau. Ein Blick in die historische Bauakte verrät den Werdegang des heute imposant wirkenden Gebäudes. Die Marienstraße 19 war 1865 als kleines Wohnhaus mit anschließender Schlosserwerkstatt errichtet worden. 1945 fiel das Haus den Bomben zum Opfer. Die Marienstraße 21, von der es aus der Erbauerzeit keine Unterlagen gibt, war vermutlich zwischen 1865 und 1870 von den aus Neuharlingersiel (Landkreis Wittmund Ostfriesland) stammenden Brüdern Franz August und Mamme Hinrich Mammen, als Fabrikationsgebäude mit Wohnbereich errichtet worden. Mit der Erbauung beauftragten sie den Plauener Maurermeister Karl Rädel. Die Fabrikationsräume verfügten über Sticksäle in denen vier Handstickmaschinen aufgestellt wurden. Die Frage, ob auf den Maschinen Theodor Bickel (Schwiegersohn von F. A. Mammen und Prokurist der Firma) im Jahre 1881 die „Plauener Spitze” erfunden hatte, lässt sich schwer nachweisen, da die Mammens auf der gegenüberliegenden Straßenseite ihre Hauptfabriken unterhielten. Ab 1900 ist anhand der historischen Bauakten eine rege Bautätigkeit nachzuweisen. Baumeister Gustav Richter wurde in den Folgejahren damit beauftragt, das bisher eingeschossige Gebäude in ein modernes Fabrikations-Etablissement für Stickerei und Weißwaren umzubauen. Dabei erhielt die Fabrik eine Aufstockung. Die Wohnung im Obergeschoss musste weichen. 1909 erfolgte durch den Einbau von Stahlbeton eine weitere, insbesondere statische Verbesserung der Gebäudesubstanz. Erforderlich wurde dies, durch die Aufstellung von 15 Stück 10- und 5 Stück 6 ¾-Yard-Stickmaschinen. Das Dachgeschoss erhielt ein Garnlager. Außerdem wurde der Komplex im Hinterhof Richtung Querstraße (Verbindung von Seminar- zur Dörfelstraße) erweitert. Nach dem Tod der Mammenbrüder übernahm die Tochter von Mamme Hinrich, Johanna Wild die Geschäfte der Firma und nach ihrem Ableben deren Tochter Maria Johanna Wild. Sie heiratete Paul Tröger, einen Enkel des größten Sohllederfarikanten Sachsens. Mit dieser Vermählung verschwand der Namen Mammen aus dem Plauener Geschäftsleben. Die kunstvoll angebrachten Initialen PT im Stuckmedaillon am Eingang zur heutigen IKK zeigen noch heute, wer der Herr im Hause war. 1945 wurde auch dieses Gebäude durch Bomben schwer getroffen. 1947 wurde ein Antrag beim Bauamt gestellt, die „Ruine an der Hinterfront mit einer Mauer verschließen zu dürfen”, da Einrichtungsgegenstände und Maschinenteile geplündert wurden. Eine entsprechende Erlaubnis wurde erteilt, die Mauer aber vermutlich aus Materialknappheit nie ausgeführt. 1953 kaufte der Bauunternehmer Reinhard Klotz die Ruinen und begann mit der schrittweisen Ertüchtigung. In den Untergeschossen erfolgte der Einbau einer Tischlerei. Anfang der 1960er Jahre wurde das Bauunternehmen enteignet. Mit dem Einzug des VEB Instandsetzung Plauen, später VEB Bau Plauen Stadt, setzten sich die notdürftigen Ertüchtigungsarbeiten am Ruinengebäude fort. Bis 1989 gelang es jedoch nicht, das aus Baracken und Gebäudefragmenten bestehende Areal zu vereinen. Nach der Rückübertragung 1990 an die Familie Klotz erfolgte eine Komplettierung des gesamten Standortes. Die Marienstraße 19 wurde dabei überbaut und optisch mit der Marienstraße 21 vereint. Heute wird das Gebäude als Wohn- und Geschäftshaus genutzt und ist aus dem städtischen Erscheinungsbild in seiner Gänze nicht mehr wegzudenken.