Ziegelstraße 35



Bonhoeffer Straße 148, Plauen, Eingangsbereich

Baujahr: 1908  |  Bauherr: Wilhelm Aurich  |  Entwurf: Wilhelm Aurich

Bonhoefferstr. 148 vor der Sanierung

Schmiedeeiserne Geländer im Treppenhaus

Bonhoefferstr. 148, Originalfliesen im Treppenhaus

Originaler Terrazzoboden im Treppenhaus

Bonhoefferstr. 148, Fassadenansicht

Die Fassade vor der Sanierung



Die Ziegelstraße 35 ist das vorletzte Haus an der unteren Karlstraße, das an diesem Standort in gleichartiger Gestaltung von Baumeister Wilhelm Aurich erbaut wurde. Das gesamte Ensemble, das im barocken Jugendstil erscheint und ursprünglich aus 6 Gebäuden bestand, ist nahezu vollständig in gutem Originalzustand erhalten. Mit zwei Keller- und vier Obergeschossen ist das Gebäude das gespiegelte Abbild der Ziegelstraße 33. Als Besonderheit gilt der zwischen beiden Gebäuden überdachte Lichthof, der die innenliegenden Räumlichkeiten belichten soll. Eine Stahlsäulenkonstruktion kombiniert mit Siegwartbalken gewährleistete, zumindest für die Untergeschosse, eine für Produktionszwecke großzügige Raumaufteilung. Die Fassadenflächen sind dabei als reiner Putzbau ausgeführt. Das Gebäude verfügte schon damals über eine Wasserklosettanlage und war zusätzlich durch gewändelte gusseiserne Treppen über alle Etagen erreichbar. 1909 mussten die Bauarbeiten wegen Zahlungsunfähigkeit des Baumeisters eingestellt werden. Die Straßenerschließungskosten, die die Stadt Plauen für die Ziegel-, und Karlstraße einforderte, konnten von Aurich nicht beglichen werden. Hinzu kam, dass Aurich die anderen im Bau befindlichen Gebäude vorfinanzieren musste und einige schon unter Vertrag gestellte Mieter ihre Absichten zurückzogen. Nach mehreren Monaten Stillstand gingen 1911 die Bauarbeiten weiter. Das Vermögen und die Gebäudesubstanz wurden von der neu gegründeten Grundstücksgesellschaft mbH Ziegelstraße Plauen aufgefangen. 1912 erfolgte die endgültige Fertigstellung und die ersten Mieter, wie die Spitzenfabrik Oeltzschner & Wagler, das Agentur- und Kommissionsgeschäft Bruno Würker und das Einkaufs- und Exportgeschäft Johannes Lange, konnten ihre Räume in Betrieb nehmen. Die Grundstücksgesellschaft war unterdessen bemüht die Immobilie wieder einem Eigentümer zuzuführen. Mit dem damaligen Inhaber der Concordia Apotheke, Dr. Ernst Opitz, konnte 1918 ein neuer Eigentümer gefunden werden. Die Besitzverhältnisse blieben in den nächsten Jahren konstant. Anfang der 1940er Jahre erwarb die Kunstseiden- und Trikotagenfabrik Max Wittig die Immobilie, um ihre Fabrikation ins Gebäude zu verlagern. Wittig war seinerzeit bei der Firma Friedrich Seidel KG an der Friedensstraße 53 eingemietet, musste diese aber verlassen. Friedrich Seidel hatte mit der Produktion von Wehrmachtsgegenständen begonnen und seine eigenen Räumlichkeiten zurückverlangt. Die DDR-Zeit überstand das Gebäude mit den üblichen Schwierigkeiten. Die Untergeschosse wurden dabei ab den 1960er Jahren von der PGH Elektrotechnik Plauen zu Produktionszwecken genutzt. Bis in die Wendezeit wurden dort Schaltschränke für den Textilmaschinenbau komplettiert. In den Nachwendejahren produzierte die aus dem bayerischen Meisach stammende Firma Golden Dress Reithosen GmbH hochwertige Kleidung für den Pferdesport. Mit dem 2010 erfolgten Konkurs aufgrund zu hoher Verbindlichkeiten ging ein weiteres Kapitel der Textilherstellung in Plauen zu Ende. In den Folgejahren zogen dann die letzten Mieter aus. 2015 kaufte die Frank Müller GmbH die Immobilie und begann mit der Generalsanierung. Es entstand ein qualitativ hochwertiges Wohnhaus mit Balkonen und Terrassen. Dabei wurde auch ein Aufzug eingebaut.