Stresemannstraße 48



Stresemannstraße 48, Plauen

Baujahr: 1883  |  Bauherr: Voigtländer & Lesser, Weißwaren und Confectionsgeschäft  |  Architekt: Emil Löwe

Stresemannstraße 48 vor der Sanierung

Die Stresemannstraße 48 vor der Sanierung

Planungszeichnung des Eingangsbereiches von 1939

Planungszeichnung des neuen
Eingangsbereichs

von 1939

Geschäftsanzeige der Firma Voigtländer & Lesser

Geschäftsanzeige

der Firma
Voigtländer & Lesser



1883 ließen sich die Herren Richard Voigtländer und Adolf Lesser an der Fürstenstraße 48 einen dreigeschossigen Ziegelputzbau mit hochgezogenem Kellergeschoss errichten. Das Gebäudeinnere ruht dabei auf Gussstahlstützen. Während das Kellergeschoss für die Plätterei und das Waschhaus zur Verfügung stand, befanden sich in den mittleren Geschossen die Arbeitssäle, Packstuben, Zimmer für die Direktrice, die Abfertigung, ein Sprechzimmer und ein Privatkontor. Das Obergeschoss wurde von Adolf Lesser bewohnt. Die Geschäfte liefen zu dieser Zeit glänzend. Den Höhepunkt ihrer Entwicklung erzielte Voigtländer & Lesser 1900 bei der Kollektivausstellung auf der Pariser Weltausstellung, bei der die Produkte der Firma mit einer Goldmedaille prämiert wurden. In den Jahren nach 1912 geriet die Stickereiindustrie aufgrund der geringen Nachfrage infolge des Umschwungs in der Mode in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Es musste fremdfinanziert werden. Die Folge waren hohe Schulden. Theodor Lesser, Sohn des Firmengründers, versuchte durch Vermietung der Immobilie den Schuldenberg abzubauen. Ohne Erfolg! Im Juli 1927 erfolgte beim Amtsgericht Plauen die Zwangsversteigerung. Da sich aber kein Käufer fand, blieb der Hauptgläubiger, die Girozentrale Sachsen, auf der Immobilie sitzen. Die Firma Bachert & Co. AG aus Berlin, Theodor Lesser hatte den Kontakt zur Firma hergestellt, übernahm die 200 Mitarbeiter und führte die Produktion im Gebäude weiter. Erst 1938 konnte mit der Firma Gustav Tegler, die in Oberlosa eine Gardinenfabrik betrieb, das Gebäude in eine sichere Zukunft geführt werden. 1939 erfolgten bauliche Veränderungen, die das Gebäude auf die Bedürfnisse der neuen Besitzer anpassten. Hierbei wurde insbesondere der schlauchartige Eingangsbereich verändert und ein größerer Zugang geschaffen. Während der Bombenangriffe auf Plauen bekam auch dieses Haus einen Treffer ab. 1947 richteten im Obergeschoss die HO-Gaststätten Kreis Plauen ihre Verwaltungsräume ein. Das Gebäude blieb der Textilproduktion auch zu DDR-Zeiten weiterhin verpflichtet, ehe in den ersten Nachwendejahren die Lichter für immer ausgingen. Nach langer Zeit des Leerstandes begann 2015 die Generalsanierung. Es entstand attraktiver Wohnraum, wobei das Dachgeschoss zusätzlich mit einer Terrasse versehen wurde.