Friedensstraße 32, Industrie- und Handelskammer



Julius-Fucik-Straße 17, Plauen

Baujahr: 1913/1914   |   Bauherr: Industrie- und
Handelskammer Plauen   |   Entwurfsverfasser: Lossow & Kühne Architekten Dresden

Julius-Fucik-Str. 17 vor der Sanierung

Vorbereitende Vergoldearbeiten

am Schriftzug

Briekopf der Fa. Otto Pein & Co. 1927

Aus Sandstein gefertigte Löwen mit Schild des sächsischen Wappens

Industrie- und Handelskammer,

um 1917



1862 erhielt neben Chemnitz der südwestsächsische Raum mit Plauen einen weiteren Kammerstandort. Das Büro befand sich zunächst in der Wohnung des ersten Kammersekretärs Moritz Kirbach am Klostermarkt 10. Das Wachstum der Plauener und vogtländischen Wirtschaft erforderte es, repräsentative Räumlichkeiten und eine bessere Erreichbarkeit, auch für auswärtige Kammermitglieder, anzubieten. Nach mehrfachen Standortwechseln wurde 1897 ein Gebäude an der Karolastraße 6 erworben. Die wiederum weiter steigende Anzahl von Unternehmen und Kaufleuten des sächsischen Vogtlandes, der Region Zwickau und des Westerzgebirges erforderte es, ein neues repräsentatives und funktionsgerechtes Kammergebäude zu errichten. Kurzzeitig gab es Bestrebungen, den Neubau nach Zwickau zu verlegen. Durch massiven Widerstand, u. a. der Ortsgruppe Plauen des Verbandes Sächsischer Industrieller unter dem Vorsitz von Friedrich Uebel (Mechanische Weberei, Spinnerei, Appreturanstalt), wurde eine Verlegung nach Zwickau verhindert. Nach Klärung der Standortfrage und Auslobung eines Architekturwettbewerbes konnte die Errichtung des Gebäudes von 1913–1914 erfolgen. Gestalterisch zeigt sich das Verwaltungsgebäude als neobarocke Anlage, die über einen L-förmigen Grundriss verfügt. Die verwendeten Materialien der Fassaden sind ausschließlich dunkler Sandstein und Putz. Große rundbogige Fenster dominieren das Erscheinungsbild. Die Flächen oberhalb des Gurtgesimses sind als Schmuckfries mit Girlanden und Rollwerk, darin kreisrunde Fenster (Okuli, lat. für Auge), ausgebildet. Den Blickfang bildet der Kuppelbau, der an seiner Front den Schriftzug „Handelskammer” trägt. Die Hauptfassade ist weiterhin durch einen portalartigen (Portikus) Eingangsbereich mit vier einachsigen Gewölbebögen (Arkatur) akzentuiert. Des Weiteren befinden sich im Traufbereich an der Südwestseite zwei aus Sandstein gefertigte Löwen, die das Schild des sächsischen Wappens tragen. Leider ist heute der Blick zu ihnen hinauf durch Bewuchs versperrt. Ende der 1930er Jahre erfolgte hin zum Aktienweg ein viergeschossiger Anbau, der Personal für die angesiedelte Industrieabteilung der Wirtschaftskammer Sachsens und die aufgelöste Gewerbekammer Plauens aufnehmen sollte. 1939 wurde dieser Teil eingeweiht. Während des Zweiten Weltkrieges war das Kammergebäude Ziel zahlreicher Luftangriffe, die Teil- oder Totalzerstörungen nach sich zogen. Ab 1946 konnte der Wiederaufbau erfolgen und 1949 abgeschlossen werden. 1952 musste die Kammer das Gebäude komplett der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zur Nutzung überlassen. Verwaltet wurde es zunächst von der Wohnungs- und Grundstücksverwaltung Plauen und 1960 ging es in den Besitz des parteieigenen Betriebes „Fundament” Berlin über. Ab 1990 kam das Grundstück als Sondervermögen in die Treuhandverwaltung, wurde aber 1992 an die Industrie- und Handelskammer rückübertragen. Mit insgesamt 8 Bauabschnitten nahm man zwischen 1992 und 1995 eine umfassende Generalsanierung vor. In den Jahren 2019–2020 erfolgte die Erneuerung aller Fassadenflächen, wobei die technische Leitung dem Dipl.-Ing. Steffen Seidel aus Plauen oblag.
Quelle: Festschrift 100 Jahre Kammergebäude der Industrie und Handelskammer, Regionalkammer Plauen, Dr. Gerd Kramer