Nach dem Stadion 80



Jößnitzer Straße 88, Plauen, Lessing-Gymnasium

Baujahr 1925–1926  |  Bauherr: Stadtgemeinde Plauen  |  Architekt: Stadtbaurat Wilhelm Goette

Lessing-Gymnasium, Brandschutztreppe an der Außenfassade

Zeichnung für die Sanitäranlagen

Ehemalige Oberrealschule auf einer Postkarte

Das Schwimmstadion während des Baus, 1926

Bei der Erneuerung der unter Denkmalschutz stehenden Kabinen wurde auch die historische Beschriftung wieder angebracht.



Als mit der Elsterbegradigung 1903 das Flussbad oberhalb des Elsterwehres verloren ging, wurden die Rufe der Plauener Bevölkerung lauter, ein städtisches Freibad zu schaffen. Das in Privatbesitz befindliche Schwimmbad Waldfrieden erachteten die Stadträte als ungeeignet, da es weit vor den Toren der Stadt lag und über keinerlei Anbindung an die elektrische Straßenbahn verfügte. Gegen das Freibad Neundorf sprachen ähnliche Gründe, wobei außerdem beide den Ansprüchen einer Großstadt nicht genügten. In den Sommermonaten war deshalb das Hallenbad an der Hofer Straße, das 1912 seine Wasserbecken öffnete, Ziel tausender Badegäste. 1923 kam aus den Reihen des Vereins Reißiger Vorstadt der Vorschlag, ein Volksbad zwischen der Reißiger und Reußenländer Straße (heute Wohnsiedlung Am stillen Grund) zu errichten. Die Reißiger fanden die Bedingungen damals als geeignet, da der Pietzschebach als Wasserzulauf fungieren sollte. Der städtische Bäderausschuss lehnte diesen Vorschlag jedoch ab, weil der Pietzschebach gerade in diesem Bereich durch die Abwässer der Wohngebiete und des Schlachthofes stark verunreinigt war. Als die Beschwerden derart zunahmen, kam im Herbst 1924 der Naturheilverein den wiederholt gegebenen Anregungen nach, auf dem Gelände seines Luftbades (heute Freibad Preißelpöhl) ein Schwimmbad zu errichten. Für die große Allgemeinheit reichte das Bad jedoch nicht aus. Am 12.02.1925 fasste daraufhin der Stadtrat einen Beschluss, einen großen städtischen Sportplatz mit Freibad im Bereich des Weidenteiches hinter Stübers Ziegelei (heutiger Standort des Stadions) zu errichten. Ein zweiter Standort in Kauschwitz nahe der Radrennbahn wurde aufgrund einiger Nachteile nicht weiter verfolgt. Geplant wurde ein Stadion mit Kampfbahnen, Schlag-, Fuß-, Hockey- und Faustballfeldern, Tennisplätzen und einer großen Planschwiese. Außerdem konnte endlich der langersehnte Bau eines Freibades erfolgen. 90 m x 100 m betrug die Wasserfläche, die sich aufteilte auf Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich, Wasserballbecken und einem 10 m hohen Sprungturm. Die vier Plauener Schwimmvereine Wasserfreunde, Vogtland (SVV), Schwimmgemeinschaft 1912 und Arbeiterschwimmverein begrüßten das Bauvorhaben. Mit den Rohbauarbeiten wurde die Leipziger Firma Kell & Löser, die sich auf Stahlbetonarbeiten spezialisiert hatte, beauftragt. Zugute kam dem Badbau, dass die Stadt mit dem Neubau des Kohlenbahnhofes an der Pausaer Straße über Gleisanlagen verfügte, die bis an die Straße Nach dem Essigsteig reichten. Dadurch konnten sämtliche Baumaterialien wie Kies, Splitt, Sand, Zement aber auch Fertigteile wie Säulen und Zementröhren per Bahn angeliefert werden. Die Aufstellung einer Feldbahnanlage, die die Stadt von der Schlesischen Bergwerksgesellschaft im gebrauchten Zustand erworben hatte, war außerdem nötig, um den Abraum des großen Wasserbeckens bewerkstelligen zu können. Einen Monat vor Eröffnung begann die Beckenflutung. Die tägliche Wassereinspeisung erfolgte zu einem kleinen Teil aus Quellwasser des Pietzschebaches und des Kaltenbaches (600m³). Der größte Teil floss über die Bergener Leitung aus der Talsperre Werda (900m³). Nach Fertigstellung der Beckenanlage und der ersten 50 Umkleidekabinen wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am 08. August 1926 durch den Stadtbaurat Goette das Freibad eröffnet. Zur Eröffnung fanden ein Turmspringen und die Gau-Wasserballspiele statt. Am darauffolgenden ersten Badetag meldete die Volkszeitung einen Ansturm von 3400 Besuchern. 1927 erfolgte die Fertigstellung des Erfrischungsgebäudes, der Luft- und Sonnenbäder sowie der restlichen 150 Kabinen. So schön und großzügig das Bad auch daher kam, einen Kritikpunkt gab es: Die empfindliche Kälte des Wassers. Im Volksmund wurde das Bad schon als „Kaltwasserheilanstalt” bezeichnet. Die Kosten der Badanlage beliefen sich ohne Landerwerb auf 750.000 Mark. Neben zahlreichen einheimischen aber auch auswärtigen Firmen kamen auch 40 Erwerbslose durch Fördermittel zum Einsatz. Die Architekturpläne des Bades erregten sogar in Amerika Aufsehen. Ernst v. d. Lippe, der Schwager des Plauener Direktors der Industriewerke AG, weilte geschäftlich oft in Chicago. Dort hatte er unter anderem Kontakt mit der Technischen Universität Chicago und schwärmte von der schönen Plauener Badeanstalt. Die Chicagoer hatten großes Interesse an den Plänen, um die Schüler der Universität mit dieser „deutschen” Bauweise zu vertrauen. In einem Dankesschreiben an den Plauener Oberbürgermeister Lehmann im Jahre 1927 wurde dies deutlich.