Annenstraße 60



Bonhoeffer Straße 148, Plauen, Eingangsbereich

Baujahr: 1900  |  Bauherr: Herrmann Stöhr, Maurermeister  | Entwurf: Herrmann Stöhr, Maurermeister

Bonhoefferstr. 148 vor der Sanierung

Eiserner Zaun und Automobilschuppen vor der Sanierung

Bonhoefferstr. 148, Originalfliesen im Treppenhaus

Entwurfszeichnung von 1902

Bonhoefferstr. 148, Fassadenansicht

Treppenhaus-

bemalung

Die Fassade vor der Sanierung



Die Annenstraße 60 ist ein Gebäude aus der ersten Ausdehnungsphase der Stadt Plauen in Richtung östliche Bahnhofsvorstadt. Das Geschäftshaus entstand 1876 und war ursprünglich dem Historismus zuzuordnen. Die Adresse lautete anfangs Wilhelmstraße 25 (heute Julius-Fucik-Straße). Erst Ende der 1880er Jahre, als die Annenstraße fertiggestellt war, wurde es ihr zugeordnet. Während die Gebrüder Zschweigert ihre Stickerei und Konfektion an der Schlossstraße 15 betrieben, diente die Annenstraße 60 als Kontor- und Lagerhaus. 1888 fanden im Bereich der Dachlandschaft erste Umbauarbeiten statt. 1902 stellte Zschweigert den Antrag für einen Umbau des Eckbereiches. Eine markante Turmhaube mit einem Dachreiter sollte die Gebäudeecke betonen. Das Bauamt lehnte das Vorhaben aufgrund von Unwirtschaftlichkeit jedoch ab. 1905 verkaufte Zschweigert das Geschäftshaus an die ebenfalls in Plauen angesehene Kaufmannsfamilie Goessmann. Zschweigert selbst zog sich mit seinem Geschäft an die damals noble Adresse Albertplatz zurück. Richard Goessmann und seine verwitwete Mutter Anna brachten 1906 das Gebäude auf den technisch neuesten Stand. Die von der Vogtl. Central-Heizungs-Fabrik J. Thienel eingebaute „Niederdruckdampfheizungsanlage” war dabei einer der modernen Höhepunkte. Außerdem entstanden auf dem Grundstück ein Automobilschuppen und eine eiserne Einfriedung, beide Details waren noch bis zur Generalsanierung vorhanden. Anfang der 1930er Jahre geriet Goessmann, wie alle Plauener Textilbetriebe, in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste sein Geschäft 1933 letztendlich schließen. Der Hauptgläubiger, die Giro-Zentrale Sachsen, baute in einem ersten Bauabschnitt für die damalige Zeit modernen Wohnraum ein. 6 Wohnungen entstanden im EG und 1. OG, die über einen Speiseschrank in den Fensterbrüstungen verfügten. In einem 2. Bauabschnitt erfolgte der Umbau des Keller- und Dachgeschosses, wobei Goessmann in eine der Wohnungen selbst einzog. Aus dieser Zeit stammt vermutlich auch die bei der Sanierung entdeckte Treppenhausmalerei. Ein kleiner Ausschnitt blieb an der Mittelwand zur Ansicht erhalten. Fortan nutzte man das Gebäude nur noch zu Wohnzwecken. Das Adressbuch von 1941 registriert eine Margitta Spranger (minderjährig) als Besitzerin. Sie blieb bis 2006 Inhaberin der Immobilie. Nach dem Verkauf an einen Hofer Geschäftsmann, der das Haus vernachlässigte und von den städtischen Behörden auf äußerliche Missstände immer wieder hingewiesen wurde, verkam es und stand leer. 2015 erwarb die Frank Müller GmbH die Immobilie und schaffte attraktiven Wohnraum. Balkone wurden angebaut, die Erdgeschosswohnungen erhielten einen kleinen Gartenanteil und auf dem freigelegten Innenhof entstanden Parkflächen.