Baujahr: 1903 | Bauherr: Albert Kühnel, Baumeister | Entwurf: Albert Kühnel, Baumeister
Heraldisches Schild in Form einer geflügelten Drachenschlange
Die Rückseite des Hauses
Das Gebäude vor der Sanierung
Die Liebknechtstraße 11 (bis Nov. 1945 König-Georg-Straße) gehört zu einer Häusergruppe, die ursprünglich aus vier gleichartig gestalteten Gebäuden bestand und von Baumeister Albert Kühnel ab
1901 errichtet wurde. 1945 fiel das Gebäude Nummer 17 bei einem Luftangriff den Bomben zum Opfer.
Zunächst wurden auf dem rückwärtigen Gelände entlang der Bahn 2-geschossige Produktionsgebäude errichtet. Nach deren Fertigstellung erfolgte der Vorderhausbau. Kühnel vermietete die gesamten
Räumlichkeiten an Firmen und Privatleute. Ab 1906 fand man bspw. im hinteren Gebäude der Liebknechtstraße 11 die Firma William Knorr, Glühstrumpfab-brennerei. Während sich das Büro der Firma an
der Ziegelstraße 28 befand, produzierte man hier für die damals vorherrschende Gasbeleuchtung das Leuchtmittel. Die Glühstrumpfgewebe, die getaucht, ausgewrungen, getrocknet, abgebrannt und mit
Schellack überzogen wurden, stellte man hier einige Jahre her. Im Vorderhaus befand sich ab 1911 die Firma Rank & Plietzsch, die Margarine-, Schmalz- und Schokoladenwaren produzierte. Die in
der Liebknechtstraße 13 und 15 ansässige Fa. Herrmann Uebel kaufte 1922 sämtliche Hintergebäude, um mehr Platz für ihre mechanische Weberei mit den Spezialitäten Madras-Garnituren und Stückwaren,
Etamine, Bleich- und Wäschenetze sowie Netzstoffe zu erhalten. Das Vorderhaus blieb vorerst in Kühnels Besitz, ging Ende der 1930er Jahre aber ebenfalls an die Firma Uebel über. Anfang der 1970er
Jahre erfolgte in der DDR eine zweite große Verstaatlichungswelle, bei der die bisherigen privaten Unternehmen staatlichen Einfluss zulassen mussten. Auch die Herrmann Uebel KG war davon
betroffen und ging 1974 im VEB Dekorationsstoffe auf. Ab 1978 wurde sie folglich als Produktionsstätte 67 des VEB Plauener Gardine geführt. Nach der politischen Wende 1989 bemühte sich Uebel,
seine Immobilien zurück zu erhalten. Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung und den damit verbundenen Regelungen gelang es, die Rückübertragung des enteigneten Vermögens, durchzuführen. Mitte
der 1990er Jahren verkaufte Uebel die Gebäude wieder und es folgte ein mehrfacher Besitzerwechsel. Während bis in die 2000er Jahre die Bewohner allmählich auszogen, mietete das Erdgeschoss bis
zum Sanierungsstart 2016 die Fahrschule von Michael Marscheider. Architektonisch erscheint der 3-geschossige Putzbau im Jugendstil. Markant ist die 4-geschossige Hausecke die mit Fachwerk und
einer mehrfach gewalmten Dachkuppel abschließt. Rote Klinker zieren das Sockelgeschoss aber auch die als Segmentbogen ausgeführten Fensterstürze und die gebäudebetonenden Fassadenbänder tragen
zum Erscheinungsbild bei. Das Kranzgesims schließt als Klinkerfries mit teilweise schwarz glasierten Ziegeln ab. Der über zwei Etagen reichende Erker ist im unteren Bereich abgefast und trägt an
beiden Seiten ein heraldisches Schild in Form einer geflügelten Drachenschlange. Im Jahre 2019 konnte die Generalsanierung durch die Frank Müller GmbH abgeschossen werden. Das Gebäude verfügt
nunmehr über modern ausgestattete Wohnungen mit Balkon.