Melanchthonstraße 4



Bonhoeffer Straße 148, Plauen, Eingangsbereich

Baujahr: 1900  |  Bauherr: Arthur Eckardt, Baumeister  |  Entwurf: Arthur Eckardt, Baumeister

Bonhoefferstr. 148 vor der Sanierung

Bearbeitete Bossensteine aus Theumaer Fruchtschiefer

Bonhoefferstr. 148, Originalfliesen im Treppenhaus

Blick in die Melanchthonstraße um 1900

Bonhoefferstr. 148, Fassadenansicht

Die Fassade vor der Sanierung



Als 1900 Arthur Eckardt die Pläne für ein Wohn- und Geschäftshaus an der Melanchthonstraße 4 vorlegte, floss die Syra an dieser Stelle in einem noch offenen Bett. In der angrenzenden Theaterstraße konnte man zu dieser Zeit das Stadtbad besuchen und daneben hatte die Sächsische Elektrizitäts- und Straßenbahn-AG ihre Wagenhalle. Nach Fertigstellung des Gebäudes bezog die Stickereifabrik Kunze & Zeidler das Parterre und Souterrain. Die übrigen Etagen wurden privat vermietet. Die Produktionsräume verfügten über eine
gusseiserne Wendeltreppe und über einen Warenaufzug. Die Greizer Eisenwerk GmbH lieferte dabei für das Untergeschoss Quadrant-Eisensäulen, welche dem Gebäude Freiraum für Produktionszwecke boten. 1919 kam mit dem Einzug der Verwaltung der Sächsischen Straßenbahn ein neuer Mieter hinzu, der das Gebäude fast einhundert Jahre bewirtschaftete. Ab 1926 wurde die Straßenbahn selbst Inhaber der Immobilie und begann in den 1930er Jahren mit anhaltenden Umbauarbeiten. Die am Sockel heute noch vorhandenen Bossensteine stammen aus dieser Bauphase und kamen aus dem Theumaer Plattenbruch. Vorrangiges Ziel war der Einbau von lichtdurchfluteten Räumlichkeiten für Angestellte, Schaffner und Fahrgäste. Dabei wurden massive Wände durch Glaswände und kleine durch große Fensteröffnungen ersetzt. Außerdem war es wichtig, die Tageseinnahmen, insbesondere an Sonntagen, auch ohne Personal sicher zu verwahren. Rechts neben dem Eingang wurde ein separater Raum geschaffen, der über einen Einwurfschacht verfügte. Bis ins Jahr 1945 erweiterte die Straßenbahn ihre Räumlichkeiten. Lediglich der praktische Arzt Dr. med. Walter Pleul betrieb im ersten OG seine Praxis und bewohnte das Obergeschoss. Nach Kriegsende änderte sich das aufgrund des Wohnungsmangels schlagartig. Im Adressbuch von 1950 sind neben der Straßenbahn zusätzlich 8 Familien registriert. Ab 1952 begannen unter der neuen Bezeichnung VEB Verkehrsbetriebe der Stadt Plauen die größten Umbauarbeiten. Neben dem Einbau eines Essenraumes mit Speisenausgabe für 40 Mitarbeiter erhielten der Fahrdienstleiter, die Lohnbuchhaltung, die Kasse und die Anmeldung aber auch die betriebseigene Schneiderei und der Fahrkartenverkauf ansprechend neue Räumlichkeiten. Die übrigen Mieter zogen allmählich aus und ab den 1970er Jahren nahmen die Verkehrsbetriebe das gesamte Haus in Beschlag. In den ersten Nachwendejahren erfolgten abermals Erneuerungsmaßnahmen am und im Gebäude. Aus dieser Zeit stammte auch die an der Giebelfläche angebrachte Logomalerei, die das 5 x 7 m große Straßenbahnemblem zeigte. Als um die Jahrtausendwende die Überlegungen reiften, einen neuen Betriebshof für die Plauener Straßenbahn GmbH in der Wiesenstraße zu errichten, entschied man sich, auch die Verwaltung in die neuen Gebäude zu integrieren. 2009 erfolgte dann der Verkauf der Melanchthonstraße 4 an die Tetris Grundbesitz GmbH & Co. KG, die das Gebäude in den Folgejahren durch die Frank Müller GmbH einer Generalsanierung unterzog und attraktive Studentenappartements schaffte.