Haydnstraße 1



Rähnisstraße 40, PLauen

Baujahr: 1902  |  Bauherr: Franz Knorr, Baumeister  |  Ausführender: Franz Knorr, Baumeister

Rähnisstraße 40, Fassadendetail

Sonnensymbolik am Giebel der Breitscheidstraße 136

Rähnisstraße 40, Freimaurersymbole

Frisch sanierter Wohnraum

Rähnisstraße 40, Eingangstür

Das Gebäude vor der Sanierung



Die im Preißelpöhl gelegene Haydnstraße ist eine der wenigen Plauener Straßen, die auf ihrer gesamten, wenn auch nur kurzen Länge, über Straßenbahngleise verfügt. Ursprünglich befand sich die Endhaltestelle am Mendelssohnplatz. Seit Einführung des Beiwagenverkehrs im Jahre 1960 und dem damit bedingten Bau von Wendeschleifen verlegte man diese an die Klopstockstraße. Das Haus Haydnstraße 1 befindet sich seit dieser Zeit in der Wendeschleife Preißelpöhl. 1902 reichte der Bauunternehmer Franz Knorr im Auftrag des Restaurateurs Albin Groschupp die Pläne zur Erbauung eines Doppelwohnhauses beim städtischen Bauamt ein. Die Gebäude Breitscheidstraße 136 (damals Albertstraße) und Haydnstraße 1 bildeten eine optische Einheit. Beide waren von Anfang an so ge-plant, dass die Erdgeschosse miteinander verbunden waren. Während die oberen Etagen zu Wohnzwecken genutzt wurden, eröffnete Groschupp im Erdgeschoss das Restaurant Alberthof. Zudem mietete sich der Barbier Hugo Sachse ein. Die Besitz- und Nutzungsverhältnisse blieben bis Anfang der 1920er Jahre konstant. Ab 1921 unterhielt der Plauener Konsum- und Sparverein die Ladenfläche, in der sich zuvor das Barbiergeschäft befand, als 16. Verkaufsstelle. Mitte der 1920er Jahre verkaufte Groschupp das Gebäude an Karl Büttner, der zu dieser Zeit bei der Sohllederfabrik Karl Tröger als technischer Betriebsleiter tätig war. Das Restaurant Alberthof beschränkte sich flächenmäßig nur noch auf die Breitscheidstraße 136, die Wandöffnungen wurden zugemauert. Während der NS-Herrschaft wurden die Konsum- und Sparvereine liquidiert und somit auch alle Verkaufsstellen. Bis Anfang der 1940er Jahre stand die Ladeneinheit leer. Die liquidierten Vereine fasste man im sogenannten Gemeinschaftswerk-Versorgungsring zusammen und führte sie als „Versorger für die Kriegswirtschaft” weiter. Die Verkaufsflächen wurden dabei wieder aktiviert. Nach Kriegsende betrieb die in der DDR gegründete Konsumgenossenschaft den Laden als Filiale 009, „Waren des täglichen Bedarfs”. Die Kriegszeit überstand das Gebäude ohne Schäden. In den 1950er Jahren war jedoch insbesondere das Dach so stark geschädigt, dass Passanten durch herabstürzende Ziegel verletzt wurden. 1966 erfolgte eine Vergrößerung der Ladeneinheit, es entstand eine Konsum Selbstbedienungsverkaufsstelle. Ab 1974 gelangte das Gebäude in die Verwaltung des VEB-Gebäudewirtschaft. Anschließend konnte die langersehnte Generalsanierung auf den Weg gebracht werden, bei der das Haus grundlegend instandgesetzt und im Erdgeschoss zugunsten der Konsumgenossenschaft wieder mit der Breitscheidstraße 136 vereint wurde. Nach der Wende 1989 zogen die Bewohner allmählich aus. 1997 fand sich mit dem Pianosalon Kirst, der sich auf Verkauf, Service, Stimmen, Reparatur und Vermietung von Pianos, Flügel und Cembalos spezialisiert hatte, ein langjähriger Mieter. Gestalterisch sind die Fassaden dem Historismus zuzuordnen. Sie tragen den klassischen Plauener Mix aus Klinkern und Betonwerksteinelementen. Die Gebäudeecke war bis zur Rekonstruktion 1980 turmartig ausgebildet und hatte im oberen Bereich zwei Giebelaufbauten mit Sonnensymbolik. Außerdem rundeten zwei Turmhauben das Erscheinungsbild ab. Einen Eindruck über die damalige Optik vermittelt die Breitscheidstraße 136, an der der originale Fassadenschmuck noch vorhanden ist. 2018 kaufte die Frank Müller GmbH das Gebäude und errichtete hochwertigen Wohnraum.