Leißnerstraße 28



Bonhoeffer Straße 148, Plauen, Eingangsbereich

Baujahr: 1895  |  Bauherr: Baumeister Hermann Gebhardt  |  Entwurf: Baumeister Hermann Gebhardt

Bonhoefferstr. 148 vor der Sanierung

Pauluskirchplatz, im Hintergrund Leißnerstr. 28,

um 1900

Bonhoefferstr. 148, Originalfliesen im Treppenhaus

Ansicht aus den 1950er Jahren

Bonhoefferstr. 148, Fassadenansicht

Das Gebäude vor der Sanierung



Das Wohnhaus Leißnerstraße 28 war ursprünglich als Klinkerbau mit Werksteinelementen von Baumeister Hermann Gebhardt errichtet worden. Gebhardt verkaufte das Wohnhaus nach der Fertigstellung an den aus Theuma stammenden Privatier Christian Gottlob Schilbach und zog selbst als Mieter ins Erdgeschoss ein. Gestalterisch war das ausschließlich zu Wohnzwecken vorgesehene Gebäude an die umliegenden Häuser angeglichen. Der sich an der Gebäudeecke über alle oberen Stockwerke aufstrebende Erker gewann insbesondere an Bedeutung, als 1897 die Weihe der Pauluskirche erfolgte. Noch heute gibt er einen exzellenten Blick auf den Pauluskirchplatz frei. 1903 erwarb der „Buch-und Accidenzdrucker” Friedrich Seeling das Gebäude und richtete im Kellergeschoss seine Gelegenheitsdruckerei (Accidenz) ein. Von 1911 an bis Ende des ersten Weltkrieges unterhielt die Firma Louis Höppner, die am Neustadtplatz 22 eine Färberei- und Reinigungsanstalt betrieb, im Erdgeschoss eine Annahmestelle für Kleidungsstücke. Die Gelegenheitsdruckerei Seeling entwickelte ihre Geschäfte unterdessen weiter. Das Auftragsaufkommen vergrößerte sich, wobei die Druckgeräusche zum Leidwesen der Bewohner, mehr und mehr als Störfaktor empfunden wurden. Seitens der Bauaufsicht wurde Seeling nahegelegt, die Druckerei auszulagern. Die Räumlichkeiten waren für das gestiegene Auftragsaufkommen nicht mehr geeignet. Außerdem erfolgten immer wieder Anzeigen wegen Ruhestörung. Seeling legte daraufhin Widerspruch ein. Mit mehreren baulichen Auflagen, die Seeling folglich erfüllen musste, konnte die Druckerei bis in die Nachkriegszeit weiterbetrieben werden. Am 23.02.1945 wurde jedoch auch dieses Gebäude Opfer der verheerenden Luftangriffe. Als „mittelschwer getroffen” stufte man die Bausubstanz ein. Hinzu kam ein Volltreffer am Nachbarhaus Leißnerstraße 30. Hierbei wurden das Dachgeschoss und der linke Gebäudeflügel weggerissen. Nach Kriegsende erwähnen die historischen Bauakten den in New York lebenden Max Mühlfriedel als neuen Besitzer. Mühlfriedel begann im Jahr 1952 mit dem Wiederaufbau, der trotz Materialmangels, einer Baufir-ma übertragen wurde. Nach nur vier Jahren gab es seitens der Mieter massive Beschwerden aufgrund der nur mangelhaft wieder hergestellten Wohnungen. Seit 1958 war der VEB Kommunale Wohnungsverwaltung (heutige Wohnungsbaugesellschaft Plauen mbH) neuer Eigentümer, der sich nun um die Probleme der Bausubstanz kümmerte. Es erfolgte eine zweite Sanierung, bei der, darüber hinaus, auch die Fassaden einen komplett neuen Außenputz erhielten. Bis auf zwei Konsolen, die den Erker tragen, wurde sämtliches Zierwerk entfernt. Nach 1990 zogen die Bewohner nach und nach aus, das Gebäude drohte zu verfallen. In der sprichwörtlichen „letzten Minute” erwarb die Frank Müller GmbH das Gebäude und begann mit der aufwendigen Generalsanierung. Im Zuge dessen entstand moderner Wohnraum mit einem besonderen Blick auf die stadtbildprägende Pauluskirche.