Leißnerstraße 46



Bonhoeffer Straße 148, Plauen, Eingangsbereich

Baujahr: 1908  |  Bauherr: Albin Schneider, Maurermeister  |  Entwurf: Albin Schneider, Maurermeister

Bonhoefferstr. 148 vor der Sanierung

Veränderte Bauzeichnung von 1908

Bonhoefferstr. 148, Originalfliesen im Treppenhaus

Blick zur Schillerstraße mit Sachsendruck, am rechten Bildrand Leißnerstraße 46 (1951)

Bonhoefferstr. 148, Fassadenansicht

Das Gebäude vor der Sanierung



Das ehemalige Wohn- und Geschäftshaus Leißnerstraße 46 fügt sich mit seiner äußeren Gebäudestruktur harmonisch in den gesamten Straßenzug ein. Als einziges Haus in diesem Abschnitt verfügt es allerdings nicht über die übliche Klinkerverkleidung, sondern über eine Putzfassade. Reformstil wird diese Architekturrichtung genannt, die sich von historistischen Formgebungen abwendet und sich durch schlichtere und sachlichere Bauweisen erkennbar macht.
Ursprünglich gehörten die Flurstücke nordwestlich der Friedhofstraße (heute Reißiger Str.) dem Mühlenpächter der Kreuzmühle an der Brückenstraße 6 (heute Alte Elsterbrücke) Bernhard August Fuchs. Als sich die Stadt in diesem Bereich ab 1880 in Richtung Oberer Bahnhof ausdehnte, wurde gleichzeitig ein Bebauungsplan für dieses Areal erarbeitet. Die Bedingungen für jeden Bauwilligen sahen unter anderem die Abtretung eines Grundstückteils für die Straßenführung vor. Fuchs verkaufte seine Grundstücke 1897 an verschiedene Baumeister, die im Falle einer Bebauung sich verpflichten mussten, Flächen zugunsten der Straßenführung abzutreten. Die Baumeister spekulierten aber mit dem Land und verkauften es teilweise weiter. Ein Geometer, der die Vermessung und Teilung der Flurstücke vornehmen sollte, wurde bestellt. Als Albin Schneider 1906 neuer Eigentümer des Grundstücks wurde, stellte er einen Bauantrag und reichte Pläne ein, die einen Klinkerbau passend zur übrigen Bebauung vorsahen. Das Bauamt stellte jedoch Unstimmigkeiten bei der Grundstücksteilung und bei der Abgabe der Anliegerbeiträge fest und verweigerte daraufhin die Baugenehmigung. Es folgte ein Rechtsstreit der die Gerichte über Jahre beschäftigte. Schneider bekam erst 1908 die Baugenehmigung. Während dieses Baustops änderten sich auch die ästhetischen Ansprüche. Die Fassaden wurden daraufhin überarbeitet und „nur” noch als Putzfassade ausgeführt. Nach Fertigstellung verfügte das Haus über eine Ladeneinheit und Wohnungen im Vorderhaus und eine Fleischerei im Hinterhaus. Baumeister Schneider blieb zunächst Besitzer der Immobilie. Die Fleischerei wurde an Max Krauß verpachtet. 1921 konnte Krauß die Immobilie erwerben. 1936 widmete sich Max Krauß dem Viehhandel und verpachtete das Geschäft an Fleischermeister Alfred Jahn. Dieser nahm 1938 den Fleischer Richard Rudolph ins Geschäft mit auf. Nach Kriegsende wird Richard Rudolph alleiniger Eigentümer des Gebäudes und der Fleischerei. Zu DDR-Zeiten fanden Instandsetzungsmaßnahmen statt und in der Nachwendezeit optische Verschönerungen. Bis zur Schließung im Jahr 2001 führte die Familie Rudolph die Fleischerei erfolgreich weiter. Von dieser Zeit an diente das Haus ausschließlich zu Wohnzwecken. Eine Generalsanierung, bei der das Hinterhaus abgerissen und das Vorderhaus auf den neuesten Stand gebracht wurde, erfolgte in den Jahren 2019–2020.