Nobelstraße 15



Rähnisstraße 40, PLauen

Baujahr: 1878  |  Bauherr: Baumeister Hermann Gebhardt  |  Verfasser: Baumeister Hermann Gebhardt

Rähnisstraße 40, Fassadendetail

Blick ins Treppenhaus

Rähnisstraße 40, Freimaurersymbole

Fensteraufsatz und gezahntes Traufgesims

Rähnisstraße 40, Eingangstür

Das Gebäude vor der Sanierung



Die Nobelstraße, früher Jüdengasse, Königgasse und später Königstraße, ist eine der wenigen Plauener Altstadtstraßen, die in ihrer Gesamtheit die originale Bebauung aufweist. Bekannt ist die Straße heute vor allem durch das in der Nobelstraße 7–13 ansässige Vogtlandmuseum. Seit 1923 beherbergt es die größte Sammlung zur vogtländischen Regional- und Kulturgeschichte. Während die Museumshäuser zwischen 1787 und 1789 erbaut wurden, befand sich auf dem Grundstück Nobelstraße 15 ab 1863 die kleine Schuhmacherei von Karl Gottlob Männel. 1878 ließ Männel durch den Maurermeister August Vogel (Vater des vogtländischen Illustrators Hermann Vogel) ein Wohnhaus mit Ladeneinheit errichten. Vogel gestaltete das gründerzeitliche Gebäude im spätklassizistischen Stil. Während das Hausinnere keine nennenswerten Besonderheiten aufweist, ist die Fassade städtebaulich besonders wertvoll. Betont wird die dreigeschossige Putzfassade durch horizontale Gurtgesimse. Flache, einachsige, putzgenutete Seitenrisalite schließen die Fassade rechts und links ab. Das gezahnte Traufgesims bildet zum Dachgeschoss hin den Abschluss. Die Fassadenmitte, bei der die breiten Fensteröffnungen im 1. und 2. OG durch kannelierte Pilaster unterteilt sind, wird als gekoppeltes Fenster bezeichnet. Außerdem ist die Mittelachse mit zwei floralen Ornamentfriesen geziert. 1897 erwirbt der Hutmachermeister Clemens Vogel die Immobilie und richtet im Erdgeschoss sein Hut- und Filzlager ein. Vogel, der auch als stellvertretender Beerdigungsordner tätig war, betreibt sein Geschäft bis zu seinem Tod Anfang der 1920er Jahre. Ab 1924 wird Josef Sappert als neuer Besitzer aufgeführt. Sappert stammte aus dem böhmischen Unterschossenreuth/Eger, das nordöstlich von Cheb und im heutigen Tschechien liegt. Während die oberen Geschosse durchweg zu Wohnzwecken genutzt wurden, gab es in der Ladeneinheit fast jährlich Veränderungen. Ein Textilwarengeschäft, das Berufsbekleidung verkaufte, war nur ein Jahr eingemietet. Ab 1926 verzeichnet das Adressbuch unter dieser Anschrift die Geschäftsräume der „Alten Sozialdemokratischen Partei Deutschland” (ASPD). Die Partei war eine in der Krise der Weimarer Republik gegründete rechtssozialdemokratische Partei, die sich 1926 von der SPD abspaltete.* 1929 mieteten sich die Möbelhandlung Kummer und ab 1930 wiederum eine Niederlassung der Lindcar Fahrradwerke AG ein. Von 1936 an ist keine gewerbliche Nutzung der Ladeneinheit mehr nachzuweisen, vielmehr werden die Räume zu Wohnzwecken genutzt. Bauschäden aus Kriegseinwirkung wurden am Gebäude nicht ermittelt. Jedoch war die Substanz stark durchfeuchtet und musste 1957 auf Kosten von Josef Sapperts Erben erneuert werden. 1973 gerät das Haus in die Verwaltung des VEB Gebäudewirtschaft. Die Stadt Plauen hegte seit dieser Zeit auch den Gedanken, das Vogtlandmuseum in Richtung Nobelstraße 15 und 17 zu erweitern. Eine zeitweise Einlagerung von Sammlungsgegenständen fand statt, bewohnt hatte seit den 1980er Jahren das Gebäude niemand mehr. In den Nachwendejahren erhielt eine Erbengemeinschaft durch Restitutionsansprüche die Immobilie zurück. Mehrere Interessenten bemühten sich erfolglos, das marode Haus zu erwerben. In sozusagen „letzter Minute” konnte die Frank Müller GmbH das Gebäude erwerben und sanieren, wobei es dadurch vor dem weiteren Verfall gerettet und für die Nachwelt erhalten bleibt.

* Wikipedia, ASPD