Streitsberg 4



Bonhoeffer Straße 148, Plauen, Eingangsbereich

Baujahr: 1903/04  |  Bauherr: Christian Richard Streit  |  Entwurf: Baumeister Emil Dressel

Bonhoefferstr. 148 vor der Sanierung

Gustave Falconnier, Glass Bricks Nr. 8

Bonhoefferstr. 148, Originalfliesen im Treppenhaus

Blick in Richtung Streitsberg, um 1904

Bonhoefferstr. 148, Fassadenansicht

Originale Griffmuschel an einer Schiebetür



Das Gebäude Streitsberg 4 ist Teil einer Hausgruppe, die sich seit 1903 burgartig über dem vermutlich von der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahngesellschaft angelegten Steinbruch erhebt. Das Ortsbild wird durch Baumasse und Gestaltung des Hauses maßgeblich geprägt. Der dreigeschossige Putzbau gehört zu den anspruchsvollsten Jugendstilbauten Plauens. Die Fassaden sind durch Vor- und Rücksprünge von Risaliten, Strebepfeilern und Loggien betont. Durch unterschiedliche Fensterformate und dem Wechsel von Putz und Werkstein zeigt sich eine vielseitige Gestaltung. Zusätzlich wird das Gebäude durch Stufengiebel, Zierfachwerk und eine Sonnenuhr dekoriert. Der qualitätsvollen Fassadengestaltung entspricht auch die Innenausstattung, die teilweise noch erhalten ist. Als kleine Sensation gelten die im Treppenhaus vorhandenen Falconnier Glasbausteinfenster. Der Schweizer Architekt Gustave Falconnier war der Erfinder des mundgeblasenen Glasbausteins. Ab den 1880er Jahren ließ er verschiedene Formen produzieren. Die Ziegel zeichneten sich durch ihr geringes Gewicht, wärmdämmende Eigenschaften, Dauerhaftigkeit und ornamentale Schönheit aus. Bei der Herstellung wurden die Ziegel mit einem Siegel aus geschmolzenem Glas luftdicht verschlossen. Auf der Pariser Weltausstellung 1889 wurde dieser Glasbaustein prämiert. Weltweit wurden die Steine in öffentlichen, sowie privaten Gebäuden verbaut. Auch in Deutschland gab es Glasfabriken, die als Lizenznehmer Steine herstellten.* Die im Streitsberg verbaute Variante stammte vermutlich aus der Adlerhütte in Penzig bei Görlitz. Das unten abgebildete Foto zeigt den Glasbaustein Falconnier Nr. 8, der auch in der Eugen-Fritsch-Straße 30 als eine Art Raumteiler verbaut war. Genutzt wurde das Gebäude vorrangig von der betuchten Bürgerschaft zu Wohnzwecken. Räte, Direktoren, Beamte oder Lehrer waren die Bewohner. Die Kriegsjahre überstand das Hausensemble ohne Schäden. Jedoch nagte der Zahn der Zeit an der Bausubstanz und es machten sich massive Feuchteschäden bemerkbar. Die hohen Schornsteinschäfte zerfielen an ihrer Krone und die Balkonanlagen waren aufgrund von Witterungseinflüssen so stark angegriffen, dass zeitweise das Betreten baupolizeilich verboten wurde. 1969 setzte man die Häusergruppe unter Denkmalschutz. 2016 erwarb die Frank Müller GmbH die Immobilie und begann mit der aufwendigen Generalsanierung. Neben attraktivem Wohnraum verfügt das Gebäude nunmehr über Balkone, Loggien und einem kleinen Garten. Außerdem sind die Etagen über einen Aufzug zu erreichen. Erwähnt werden muss der besondere Ausblick, den das Gebäude zum Syratal freigibt.

* Wikipedia, Gustave Falconnier